'VALERIES WIEDERSTEHEN‘

Leseprobe folgt

Alle Augen schauten auf die Regierung, der sie die meiste Kraft zutrauen, was das Wohlergehen der Dorfgemeinschaft anbetrifft:

Ihrer Erfahrung in der Landwirtschaft wird es zu verdanken sein, dass das Dorf sich einmal selbst ernähren kann. Sollte das Land von Überschwemmungen oder anderen Naturkatastrophen heimgesucht werden, wird die Regierung vorgesorgt haben, sodass die Menschen danach nicht um Almosen werden betteln müssen. Die Regierung hat neue Wasserquellen aufzufinden, Brunnen sprudeln zu lassen und für Sauberkeit zu sorgen. Jede noch so kleine Behausung soll über einen Stromanschluss verfügen. Die Regierung wird Schutzmänner anheuern. Sie sollen böse Menschen davon abhalten, die eingefahrene Ernte und ihr Hab und Gut zu plündern. Kinder sollen gefahrlos den täglichen Weg in die Schule nehmen und dort rechnen und schreiben lernen können. Die Regierung wird Mädchen stark werden lassen. Stark genug, um selbst ausreichenden Widerstand leisten zu können gegen körperliche Gewalt. Die Regierung hat dafür einzustehen, dass die Bewohner auch dann keine Nachteile davontragen, wenn diese als „Ungläubige“ abgestempelt werden. Egal ob im Dorf, in der Nachbarschaft oder, wenn es sein muss, in der nächsten Stadt: Jedem Angehörigen der Gemeinschaft hat die Regierung einen Weg zu eröffnen, einer eigenen Arbeit nachzugehen. Genau die Arbeit, die seinen schulisch erworbenen Fähigkeiten entspricht. Last but not least hat die Regierung dafür zu sorgen, dass jeder Mensch sein Eigentum oder seinen Besitz zugewiesen bekommt. So nachhaltig, dass ein anderer ihm diesen nicht wieder entziehen kann, nur weil er der vermeintlich Stärkere ist. Kurzum, die Regierung muss und wird es schon richten. Die Daseinsvorsorge bei ihr müsse deshalb wohl in besten, weil in ihren Händen bleiben. Zumindest so lange, bis endlich Verstärkung durch die Jungen aus der Stadt zu erwarten ist.

Wie sollte die Daseinsvorsorge Sache der Alten sein und wohl in deren besten Händen bleiben? Auf Wiederstehen! Zumindest so lange, bis endlich Verstärkung durch die Jungen aus der Stadt zu erwarten ist. „Werden die Alten diesen Herausforderungen gewachsen sein, sei es auch nur vorübergehend?“, fragen die Jungen. In diesen Zeiten, wo der landwirtschaftliche Betrieb, ohnehin schon stürmischen Zeiten ausgesetzt, auf halbe Kraft heruntergefahren werden müsste. In Zeiten, in denen die Luft zum gestalterischen Anpassen oder Erneuern zunehmend dünner wird. Erst recht die Luft zu einem Betrieb nach den Maßstäben einer neuen Nachhaltigkeit.
Wollen die Alten tatsächlich noch einmal in den Ring steigen und ihre Errungenschaften verteidigen gegenüber aktivistischen Bestrebungen, Zielen des Tierwohls, der Diversität, der Luftbelastung, der Gesundheit den Vorrang einräumen vor ihren ureigenen Bestrebungen des landwirtschaftlichen Erhalts eines über Generationen aufgebauten Hofes? Wenn die Alten dies wollten, glauben sie tatsächlich, noch die Kraft für eine robuste Verteidigung ihrer Interessen aufbieten zu können? Wohl kaum, werden die Alten einräumen, oder vielleicht gar nicht, wüssten sie nicht, dass die Jungen ihnen zur Seite springen werden, wenn denn einmal der Ruf der Alten sie ereilt.